Der Penis lügt nie: schwulbuch.wordpress.de

Notizen aus einem schwulen Leben

Kernkraftwerke und Lolitas

Hinterlasse einen Kommentar

tokyo-tower2

Treuen Leser*innen dürfte meine Liebe zu Japan bekannt sein. So oft schrieb über dieses einzigartige Land, dass es manchem schon auf den Reissack gehen dürfte. Weniger bekannt dürfte hingegen meine zweite Liebe sein, sozusagen meine Affäre im Bereich der Liebe zu Ländern.

Apropos Affäre: Beim Staatsakt zur Beerdigung von Francois Mitterand war allen klar, dass hinter Witwe und Kindern, die Geliebte den Trauermarsch mit anführte. Frankreich schätze ich vor allem wegen seines augenzwinkernden „Oh là là“  in Liebesdingen. So haben z. B. 40 % aller Franzosen schon mal an einer Orgie teilgenommen, die Deutschen patzen in dieser Disziplin mit keuschen  8 %. Nicht nur deshalb sind französische Männer immer wieder ein guter Grund, den Glauben an den Sex nicht zu verlieren und die Hand voll Schlaftabletten wieder ins Röhrchen zurück zu kullern. Selber probieren, lautet hier mein Rat.

In Japan, jenem Land, in dem die Toiletten eine Steuerungsanlage besitzen, mit der man auch einen Kampfjet kommandieren könnte, finde ich die Frauen faszinierender. Ihre Art, sich zu bewegen, ihre Kleidung, die beneidenswerte Kunst, wie sie ihr Haar tragen, sind einfach hinreißend. Keinem Besucher dürften die jungen Japanerinnen entgangen sein, die in kurzem Röckchen und langen Strümpfen kleine Lolitas sind. Und wer hat dieses Ideal erfunden? Natürlich.

Würden in meinem Hinterhof Ufos landen und die Besucher mich fragen, was man sich hier denn so angucken kann, würde ich ihnen sagen, dass Frankfurt zwar ein ganz guter Anfang ist, aber wenn sie etwas über die Menschheit lernen wollten, würde ich sie wegen der Liebe nach Frankreich schicken, und wegen der Technik nach Japan.

Heute Morgen ist mir aufgefallen, dass ausgerechnet diese beiden Länder wohl das engste Verhältnis zur Kernkraft auf der Welt haben. Komisch, oder?

Aber im acht Zeitzonen durchgequerten Jetlag macht man sich so manchen komischen Gedanken. Es sei denn, man starrt gerade auf einen schönen Penis – so wie ich gestern in der Hotelsauna hier in Tokio. Und nun raten Sie mal, woher der attraktive Mann kam, der stolzer Besitzer dieser Augenweide war? Richtig, ein französischer Kollege.

Während unsere schwitzenden Hintern auf der Saunabank von Polstern umplüscht wurden, unterhielten uns über die Schönheit Japans und die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich. Und er versicherte mir schwärmend, dass die deutsche Sprache die schönste der Welt wäre, schließlich wäre sie die Heimat von Goethe und Schiller und Mozart und Strauß und Liszt und … Er zählte weiter auf, während ich geistig ausstieg, weil ich eine Erektion unterdrücken musste. Er fand Deutschland großartig und ich hatte Angst, er könnte denken, ich würde es geil finden, Deutscher zu sein. Dabei war es eher eine gewisse Größe dieses Vertreters der Grande Nation, die mich beschäftigte.

Und wie beim Sex vor einer Kamera hilft auch hier der Blick von außen, die Dinge im rechten Licht zu betrachten: Deutschland ist ein tolles Land. Es gibt hier hinreißende Frauen, hinternreißendere Männer und viel Technik. Windkraft- und Solaranlagen zum Beispiel. Auch unserem Verhältnis zur Kernkraft stimme ich zu – es ist wie mit Donald Trump und seinen Haaren: irgendwie faszinierend, schwer zu kontrollieren und potentiell verheerend.

Falls Sie sich jetzt fragen, wie die Episode mit dem französischen Beau  ausging – es ist nichts passiert. Wir verabschiedeten uns lächelnd und wünschten einen guten Rückflug. Aber trotzdem grinste ich, denn eine gewisse erotische Spannung lag durchaus in der Luft. Und ich bewunderte mal wieder die deutsche affärenaffine Lolita in mir, denn obwohl ich hundemüde war, versorgte sie mich im Angesicht eines schönen Uranstabes wie ein schnurrender Atomreaktor mit genug Energie, um mich interessiert zu unterhalten. Lolitas sehen einfach mehr von der Welt. Das dürfte in allen Ländern gleich sein.

Autor: schwulbuch

schwulbuch@outlook.de

Hinterlasse einen Kommentar